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Rezension zu "Die Anwärterin" von Chris Jeremy

Autorenbild: Simon van de Loo/martyria.booksSimon van de Loo/martyria.books

Aktualisiert: 2. Sept. 2023



Vorwort

Ladies and Gentlemen,


Wieder ist es Zeit für eine Rezension, und heute besprechend wir die High Fantasy Novelle „Die Anwärterin“ des Autoren Chris Jeremy.


Zu Beginn zwei kurze Anmerkungen: Das Buch, das wir heute besprechen, bildet den ersten Teil der „Verträge von Hierroshai“. Alle Bewertungen und besprochenen Aspekte in dieser Rezension beziehen sich ausschließlich auf dieses erste Werk.


Des Weiteren sei darauf hingewiesen, dass aufgrund des begrenzten Umfangs des Novellenformats die Handlung in ihrer Tiefe eingeschränkt ist. Daher gestaltete sich eine ausführliche, gleichzeitig aber spoilerfreie Analyse des Textes als schwierig. Dementsprechend fällt die Detailtiefe dieser Rezension etwas kompakter aus.

Abschnitt 1: Setting und Stil

Das Szenario entfaltet eine komplexe High-Fantasy-Welt, in der die sorgfältig ausgearbeiteten Feinheiten und Details des Autors offensichtlich sind. Besonders die vielschichtige Gesellschaftsstruktur dieser Realität wird gründlich herausgearbeitet.


Der Schreibstil des Werkes ist ehrlich gesagt herausfordernd, da er gleichzeitig seine größte Stärke und seine bemerkenswerteste Schwäche darstellt. C. Jeremy beherrscht die Kunst, sich eloquent und hochqualitativ auszudrücken, und kreiert Satzstrukturen, die das Herz von Sprachästhetikern oder Hardcore-Fantasy-Fans höherschlagen lassen. Jedoch leiden Lesbarkeit und Erzähltempo unter dieser Komplexität erheblich. Selbst Leser wie ich, die an "anspruchsvolle" belletristische Texte wie die Werke von Patrick Rothfuss gewöhnt sind, finden sich bemerkenswert oft dabei, Sätze oder sogar ganze Seiten zweimal zu lesen. Dies könnte für so manchen Leser den Genuss am Lesen erheblich einschränken.

Ebenfalls erwähnenswert ist der hohe intellektuelle Anspruch, den "Die Anwärterin" an seine Leserschaft stellt.


Positiv ist anzumerken, dass viele der herausfordernden, vor allem selbst erschaffenen Begriffe von Jeremy in einem umfangreichen Glossar am Ende des Buches erläutert werden.


Abschnitt 2: Handlung


Die Beurteilung der Handlung von "Die Anwärterin" gestaltet sich als anspruchsvolle Aufgabe, da sie keine klare Gliederung aufweist, insbesondere nicht zwischen Exposition und Klimax, und auch keine signifikante Spannungskurve präsentiert. Stattdessen verläuft die Novelle eher geradlinig und simpel, wobei ihre Darstellung äußerst wortgewandt ist.


Mitunter wirkt sie sehr poetisch und weist teilweise sogar eine Art biblischer Ästhetik auf.

Die tatsächliche Handlung erscheint mir beinahe zweitrangig für die Bewertung des Werkes, da es vor allem durch seine sprachliche Komplexität brilliert.


Abschnitt 3: Charaktere und ihre Entwicklung


In "Die Anwärterin" steht Giffeyasuhl als Protagonistin im Zentrum, begleitet von einer vergleichsweise hohen Anzahl weiterer agierender Charaktere. Im Laufe des Plots durchläuft Giffeyasuhl eine dem Umfang der Handlung angemessene Entwicklung, die aber eher situativ gesetzt wurde. Die anderen Charaktere bleiben dabei eher oberflächlich skizziert.


Die Hintergründe der Nebenfiguren werden vorwiegend im Glossar erläutert.


Allgemeine Produktqualität:

Das Buch wurde im Selbstverlag über Amazon KDP veröffentlicht und liegt mir als Softcover-Ausgabe vor. Die Druckqualität des Buchinhalts ist hochwertig, während die Cover-Qualität eher durchschnittlich ausfällt. Die taktile Qualität ist, wie es bei von Amazon produzierten gedruckten Ausgaben typischerweise der Fall ist, eher begrenzt.

Der Text weist keinerlei offensichtliche Schwächen wie Wortwiederholungen oder Grammatikfehler auf. Ich habe lediglich einen Rechtschreibfehler sowie einen Tippfehler (in einem Eigennamen) entdeckt.


Bewertung, Fazit, Kaufempfehlung:


Bewertung


Stil: 8,0/10

„Die Anwärterin“ spielt in einer komplexen High-Fantasy-Welt mit sorgfältig ausgearbeiteten Details. Der Schreibstil ist herausfordernd, aber gleichzeitig eloquent und hochqualitativ, was jedoch die Lesbarkeit und das Erzähltempo deutlich beeinträchtigt. Trotzdem könnte die intellektuelle Herausforderung für einige Leser (insbesondere der Kernzielgruppe für komplexe High Fantasy) ansprechend sein.

Handlung und Erzählung: 7/10 "Die Anwärterin" zeichnet sich durch eine anspruchsvolle und wortgewandte Darstellung aus, wobei die Handlung keine klare Gliederung oder Spannungskurve aufweist. Die sprachliche Komplexität und poetische Ästhetik stehen im Vordergrund, während die eigentliche Handlung als eher zweitrangig betrachtet wird.

Charaktere: 7/10

Die Charakterentwicklung ist situativ und angemessen, während die Nebenfiguren eher oberflächlich bleiben und ihre Hintergründe hauptsächlich im Glossar erklärt werden.

Produktqualität: 8/10

"Die Anwärterin" wurde im Selbstverlag über Amazon KDP veröffentlicht. Die Druckqualität des Buchinhalts ist hochwertig, das Cover durchschnittlich. Der Text ist weitgehend fehlerfrei, bis auf einen Rechtschreib- und Tippfehler in einem Eigennamen.

Gesamtwertung: 7,5/10


Fazit und Kaufempfehlung


Chris Jeremys Werk "Die Anwärterin" entführt die Leser auf eine anregende Exkursion in die Tiefen kunstvoller und hochqualitativer Sprache. Als begeisterter Anhänger sprachlicher Komplexität hat mich diese Novelle außerordentlich angesprochen. Dennoch ist es wichtig zu betonen, dass der Text aufgrund seiner erhabenen Komplexität und intellektuellen Anspruches für viele Leser möglicherweise eine Herausforderung darstellen könnte. Besonders, da der Unterhaltungswert der Geschichte eher begrenzt ist, fungiert sie eher als akademisches Paradebeispiel denn als Unterhaltungsliteratur.

Der Preis von 5,99€ (2,99 € als eBook) scheint überproportional hoch angesichts des Buchumfangs von insgesamt 58 Seiten. Dabei fallen 13 Seiten auf das ausgelagerte Glossar und weitere 13 auf Titelei sowie Vorwort.

Daher spreche ich eine eingeschränkte Kaufempfehlung aus (grün-gelbes Siegel). Diese Empfehlung ist jedoch auf Leser beschränkt, die eine Vorliebe für sprachliche Ästhetik und/oder komplexe High Fantasy hegen. Leser, die dem "Mainstream" zuneigen, könnten mit diesem Werk möglicherweise weniger zufrieden sein.

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